Chilischarfes Teufelszeug by Rebecca Promitzer

Chilischarfes Teufelszeug by Rebecca Promitzer

Autor:Rebecca Promitzer [Promitzer, Rebecca]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg
veröffentlicht: 2015-08-21T16:00:00+00:00


Kapitel 27

Dieser Tag, an dem ich zur Müllkippe hochgestiegen und dann verschleppt worden war, kam mir vor wie der längste meines Lebens. Der Regen ließ einen ohnehin die Zeit vergessen, aber dort unter der Erde, unter all dem Müll, vergaß man sogar, in welchem Land man sich befand und auf welchem Planeten man lebte. Ich wusste, ich hätte wahrscheinlich nach Hause gehen und mich ausruhen sollen, aber ich wollte den Ring sehen, deshalb gingen wir zu Sam. Madison war es gelungen, der Haushälterin zu entkommen, und sie traf uns dort.

»Mich würde mal interessieren, woher Jed von dem Ring wusste«, sagte Butterfly.

»Er muss erfahren haben, dass Herman ihn hatte und dass er wirklich wertvoll war«, sagte Eric.

»Nicht mal Jed kann in die Innereien eines Toten gucken, er ist ja nicht Superman oder so was«, sagte Madison.

»Und woher wusste er, dass wir ihn hatten? Schließlich hatten wir davon keine Ahnung«, überlegte Butterfly stirnrunzelnd.

Sam fühlte sich offenbar unbehaglich und sah auf seine Turnschuhe hinab, die über den Bürgersteig schmatzten, aber er sagte nichts, bis wir das Ende seiner Straße erreicht hatten. »Ihr wartet hier«, murmelte er.

Vermutlich ging er nachsehen, wer zu Hause war. Es gab kaum Häuser in Sams Straße, und die, die es gab, hatten zerbrochene Fensterscheiben und ausgebrannte Autos dort stehen, wo eigentlich Vorgärten sein sollten. Neben einigen Häusern parkten Wohnwagen. In die waren die Bewohner umgezogen. Wir sahen Sam winken und gingen auf sein Haus zu.

Der Gestank nach abgestandener Luft, Alkohol und Zigaretten schlug uns entgegen, als wir auf Zehenspitzen vorbei an Sams betrunkenem schnarchendem Vater, der ausgestreckt auf dem Sofa lag, hineinschlichen. Abgesehen von dem alten Sofa und einer Sammlung aus Wodkaflaschen, Bierdosen und Aschenbechern war der Raum unmöbliert. Ich glaube nicht, dass Madison schon mal in einem Haus wie dem von Sam gewesen war, und es gelang ihr nicht besonders gut, das zu verbergen.

»Keine Sorge, der ist hinüber«, sagte Sam, während er vor uns her nach oben ging.

Wir passten zusammen kaum in sein Zimmer, aber wir hatten auch nicht vor, lange zu bleiben. Sam schlug die Decke auf seinem Bett zurück, unter der der Kapitän zum Vorschein kam, der uns auf seine dämliche Art angrinste, mit seiner ständig hochgezogenen Augenbraue. Sam nahm ihm den Kopf ab, holte ein bisschen Füllung heraus und griff nach dem Ring. Da war er – nicht nur ein Bild auf einer Röntgenaufnahme, sondern in echt. Sam hielt ihn einen Augenblick hoch und ich streckte die Hand danach aus, um ihn zu berühren, aber Sam ließ mir keine Chance. Er steckte ihn in die Tasche, legte den Kapitän zurück unter sein Bettzeug und sagte: »Gehen wir in mein Versteck.«

Eric und Sam kletterten als Erste die Strickleiter zum Baumhaus hoch und ließen dann den Flaschenzug für Jellybean herunter. Der schien sich langsam an die Tortur zu gewöhnen. Mit erschrockenem Gesichtsausdruck stand er da, die Beine gleichmäßig auseinander, während Butterfly und ich das Stück Segeltuch unter seinem Bauch durchzogen und auf beiden Seiten befestigten.

»Alles klar!«, rief ich und Eric und Sam zogen ihn hoch. Er sah so lustig aus, wie er da baumelte.



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